Der 12. März 2020 war für mich der Tag, an dem alles anders wurde. Ich war auf Mallorca, zur Vorbereitung auf die zweite Qualifikationsregatta für die Olympischen Spiele 2020 in Tokyo. Am Morgen noch meldete ich im Regattabüro für die Teilnahme an der alljährlichen Trainingsregatta, die am nächsten Tag starten sollte. Um 12:00 kam dann die Meldung: Die Princess Sofia Trophy ist abgesagt. Olympiaqualifikation Teil 2 gestrichen. Nach einigem Hin und Her, ob wir bleiben um zu trainieren, oder abreisen, verschärfte sich die Situation quasi im Stundentakt. Spanien rief den Notstand aus, und wir packten unsere Sachen um den Heimweg anzutreten. Die folgenden Wochen eine Geduldsprobe für so viele. Die olympischen Spiele verschoben aufs nächste Jahr, Regatta um Regatta wurde abgesagt oder „auf unbestimmte Zeit“ verschoben.

Auf den Tag 2 Monate später wissen wir noch immer nichts mit Sicherheit. Wird das Riesenprojekt „Verschiebung Olympia“ gelingen? Können wir unsere Qualifikation fortsetzen? Wann werden überhaupt wieder Regatten stattfinden?

Der Deutsche Segler-Verband hat folgenden Text veröffentlicht:

Hiermit möchten wir euch informieren, wie die derzeitigen Überlegungen des DSV hinsichtlich der Auswirkungen auf den Qualifikationsmodus aussehen:

a. sofern die Olympischen Spiele bis einschließlich Sommer 2021 stattfinden.Die Ergebnisse, der bisher ausgetragenen Qualifikationsevents im Rahmen der nationalen Qualifikation bleiben bestehen und gehen weiterhin in die DSV-Wertung ein. Für die Events, die bis zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Verschiebung noch nicht stattgefunden haben oder abgesagt wurden, werden – sofern möglich – in allen Disziplinen alternative Events benannt. Diese müssen international hochwertige Events sein.Sollten keine hochwertigen internationalen Events in dem dann zur Verfügung stehenden Zeitraum stattfinden, besteht auch die Möglichkeit, dass Qualifikationsevents gestrichen werden können.

b. Im Falle einer Verschiebung der Olympischen Spiele über den Sommer 2021 hinaus können neue sportartspezifischen Kriterien für alle Disziplinen aufgestellt werden.

(https://www.dsv.org/app/uploads/20200330_information-ueberlegungen-des-dsv-zu-erforderlichen-aenderungen-des-qual-_.pdf)

Im Laser Radial haben wir eine von drei Qualifikationsregatten gesegelt: Die WM in Australien, bei der ich ohne Punkte ausging. Meine Hoffnung ist nun also, dass wir die übrigen zwei Events diesen Herbst nachholen können. Denkbar wäre hierfür die Kieler Woche, die auf September verschoben wurde, sofern sie ein ausreichend „international hochwertiges Event“ wird. Sowie die EM, die auf Oktober verschoben wurde und in Athen stattfinden soll.

Alles also verschoben, und wer kann heute schon sagen, ob solche Events dieses Jahr mit Sicherheit stattfinden können? Für mich eine schwierige Situation, denn geplant hatte ich, meine leistungssportliche Karriere nach den Spielen in diesem Sommer zu beenden und neue Herausforderungen im Berufsleben anzugehen.

Schlussendlich habe ich entschieden dem Neuen den Vorrang zu geben. Und gleichzeitig bringt es mich doch etwas Altem wieder näher. Ich habe meine Basis von Kiel an den Bodensee zurückverlegt. 9 Jahre ist es her, dass ich beim Jugendtraining des DSMC vor Konstanz auf dem Wasser war. Nun bin ich wieder hier. Und auch wenn mein Fokus nun mehr auf den neuen Herausforderungen liegt – sollten Events für die Beendigung der Qualifikation stattfinden, werde ich dabei sein. Und noch mal alles geben, für den Traum Olympia – dann halt 2021.

 

2011 beim DSMC-Jugendtraining